Heute, als arrivierter Pianist, beginnt er den Tag nicht mit Tonleitern und Arpeggi, nicht mit Fingerübungen, sondern mit Kunst - mit Bach. Jeden Tag stellt er Bach ins Zentrum seiner ganz persönlichen Planetenkonstellation. Eine Notwendigkeit für den Künstler, auch wenn er gerade mitten in der minutiösen Vorbereitung eines seiner Konzertzyklen, die jeweils einem Komponisten gewidmet sind - Schubert, Beethoven, Janácek, Schumann, Chopin, Haydn, Bartók - steckt. Diese Klavierabende sind ein wichtiger Teil seiner Tätigkeit und haben ihn im Lauf der Jahre in alle wichtigen Städte gebracht. Schiff ist ein neugieriger, unruhiger Pianist, der in alle Richtungen sucht. Er unternimmt ermüdende Tourneen, von Festivals mit Freunden wie in der Kartause Ittingen zum Teatro Olimpico in Vicenza (wo er mit seiner Frau Yuuko, an der Viola, spielte oder Mozart mit der 1999 von ihm gegründeten Cappella Andrea Barca dirigierte) bis zu Auftritten im fernen Neuseeland. Im Kontakt mit dem göttlichen Mozart, Schuberts Biedermeier-Eleganz, Schumanns finsterer Romantik, Debussys Wohlklang, Janáceks lyrischer Subtilität setzt er sich hohe Ziele - das gebietet ihm sein eigener guter Geschmack. Die Live-Aufnahme des Beethoven-Zyklus aus der Tonhalle Zürich, publiziert auf einer CD bei ECM, wurde enthusiastisch aufgenommen, genau wie die ebenfalls bei ECM erschienene CD Geistervariationen, mit Werken von Robert Schumann, für die András Schiff den International Classical Music Award 2012, Kategorie «Solo Instrument» erhielt.